Bericht zur Wintertour Hardangervidda 2019

Wie in den meisten Jahren gab es auch dieses Jahr in der zweiten Märzwoche das Angebot, auf einer geführten Wintertour in den Weiten der Hardangervidda Expeditionsluft zu schnuppern und erste Erfahrungen mit autarken Pulkatouren zu sammeln. Vier Teilnehmer  nahmen dieses Angebot an und zogen mit Stefan für eine Woche durch die wilde Weite.

Vorbereitungen: packen im Lager im Allgäu, packen in der Museumsecke der Rjukan Fjellstue, Auffahrt mit der Krossobanen und finales herrichten unter dem Dach der Bergstation

Bei diesigem Wetter und leichtem Schneefall arbeiten wir uns die 200 Höhenmeter von der Bergstation auf die eigentliche Hochebene und laufen die ersten Kilometer bis zur Hellberghytta auf dem Winterweg. Um die erste Pause nicht gleich bei drastischem Minusgraden und Nordwind im Freien zu machen, gestalten wir den Übergang von Zivilisation auf Wildnis gemäßigt und brotzeiteln in der Hütte. Eine Stunde weiter errichten wir das erste Camp.

Bei ziemlich eisigen Bedingungen aber blauem Himmel setzen wir unseren Weg in Richtung Norden und über den aufgestauten und mit Kraftwerk versehenen See Graveide fort. Dabei meiden wir die auf der Karte als "gefährlich" markierten Bereiche, in denen wir auch offenes Wasser antreffen. Die Turbinen der Kraftwerke erhöhen leicht die Wassertemperatur und sorgen für Strömung, was der natürlichen Eisbildung entgegen wirkt.

Tag 4 beginnt, wie vorhergesagt, mit tiefen Wolken, Wind und Schneefall. Nicht ganz vorhergesagt sind recht massive Neuschneemengen und auffrischender Wind auf Sturmstärke. Später hören wir vom Wirt der Fjellstue, dass dieser Tag das heftigste Wetter des ganzen Winters brachte. Die Entscheidung am Nachmittag dazwischen, noch 2-3h mehr zu laufen und dabei mehr oder weniger im Blindflug die Stordalshytta anzusteuern oder uns im Schnee einzugraben, fällt auf die wilde Variante. Naturgemäß entstehen bei schönem Wetter mehr Bilder als unter krassen Bedingungen...

Das Küchenzelt ist nicht sturmtauglich. Anstatt eine monströse Schneemauer als Schutz zu bauen entschließt sich Stefan gleich ein Iglu zu errichten, einmal unter wirklich authentischen Bedingungen... Wie erwartet bietet es Schutz und Stille im Sturm. Mit rund 260cm Durchmesser ist es groß genug um zu sitzen und zu kochen und einen Schlafplatz zu stellen. Die Schneemauern, die vom Rest der Gruppe für die Schlafzelte erbaut werden, tun ihren Dienst. In der Nacht klingt der Sturm ab und Tag 5 meint es wirklich gnädig mit uns. Die Landschaft ist geputzt, vom Wind gestaltet, unberührte Weite und leicht wärmende Sonne bei eisiger Luft

Der Tag ist ein Geschenk: wir starten spät, genießen grandiose Aussicht am höchsten Punkt der Tour, kreuzen die frischen Spuren einer großen Rentierherde und durchqueren ein Flusstal, in dem sicher 100 Schneehühner wohnen. Sie hatten sich im Sturm eingegraben und sind nun ganz frisch wieder aktiv. Im unberührten Schnee hinterlassen sie goldige Spuren. Am frühen Nachmittag errichten wir das nächste Camp.

Am 6. Tag verschwindet die Sonne langsam immer mehr hinter Wolken und im Hochnebel. Wir wandern durch das einsame und wunderschöne Grasdalen und überschreiten den Pass in Richtung südliche Ausläufer der Hardangervidda. Unser letztes Camp errichten wir schutzlos auf dem riesigen Plateau, auf die vorhergesagt windstille Nacht vertrauend. Der letzte Tag verabschiedet uns mit leichtem Schneefall. Wir wühlen uns durch tiefen Neuschnee bis zum Winterweg und folgem diesen zurück zur Fjellstue, wo wir am Nachmittag die Tour beenden.

Insgesamt ergab sich eine Runde von rund 100 Kilometern und 1700 Höhenmetern, dieses mal ohne genaues GPS Tracking. Die Erfahrung zählt. Das Temperaturspektrum lag zwischen knapp -20°C in den meisten Nächten und um 0°C an einigen Tagen, eine kalte Tour. Außer dem Sturmtag hatten wir aber erstaunliche 4 Nächte praktisch ohne Wind, was hier oben wirklich selten der Fall ist. Wie immer also eine von der Natur gestaltete Mischung mit uns als Menschleins mittendrin - die einfach das nehmen was geboten ist - und das Beste daraus machen.

Danke an den guten Geist der Gruppe, den guten Zusammenhalt und das gute gemeinsame Gestalten unter allen Bedingungen. Allzeit gesegnete Pfade.

Bilder: Wildnisschule Allgäu, Sturmbild und Iglu-Gruppe von Henning, Danke

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