Tourbericht über unsere "kleine" Hardangervidda Durchquerung 2012
Vom 21. bis 27. März führte unsere alljährliche Wintertour erstmalig über die Hardangervidda, die große Hoch"ebene" in Südnorwegen. Als leicht erreichbaren Ausgangsort hatten wir den Südostzipfel des großen Gebietes gewählt und trafen uns in der Rjukan Fjellstue mit den Teilnehmern. Nach dem Organisieren der Ausrüstung, der grundlegenden Tourplanung und dem ersten kennen lernen schoffierte uns ein Großraumtaxi mit Anhänger für die gepackten Pulkas in etwas über einer Stunde Fahrt auf die Passstraße Richtung Immingfjell, also rund 60km nördlich von Rjukan. Auf der ersten größeren Schneeverwehung über die Straße zogen wir unsere Pulkas aus dem Hänger und starteten bei sanftem Wind und milden Temperaturen auf die erste Etappe.
Die Bilder folgen der Reihenfolge der Tour: Camp´s. Schnee, Buschwerk, Felsen, Berge, Eis, Menschen und vor allem Weite...
Wir immer galt auch in diesem Jahr:
Der Weg und damit die
Wintererfahrung ist das Ziel, nicht die gelaufenen Kilometer. In unserer
immer hektischeren und verrückteren Zeit möchten wir mit unseren Touren
die Einfachheit erfahrbar und spürbar machen
Das Leben ist einfach in der großen Winter-Weite. Laufen, auf dich achten, essen, trinken, die richtige Kleidung wählen, am Abend Zelt aufbauen, Schnee schmelzen, kochen, schlafen, frühstücken, einpacken ... es ist überschaubar und leicht zur Ruhe zu kommen. Die Landschaft und das Fortbewegungstempo ebenso. Langsam zieht alles an dir vorbei, Du als Teil des ganzen Bildes: Felsen, Schnee, Sträucher, Spuren, Sonne, Himmel, Wolken und Berge. Immer ähnlich, immer anders.
Ein landschaftlicher Höhepunkt: Die Überquerung des großen See´s Mar an einer rund 3 km breiten Stelle. Die Wärme der vorherigen Tage hat den Schnee schmelzen lassen und nun war das Schmelzwasser wieder gefroren - so wechseln fast blanke Eisflächen mit verzauberten Eiskristallen.
Pause nach langer See-Querung ...
.. bei einem aus dem Eis "aufgetauchten" Felsen
wenige apere Stellen waren zu überwinden, das kann hier zu jeder Winterzeit passieren
Aufstieg auf der anderen Seite des See´s...
...der Sonne entgegen
über den nächsten See "Reksjaen" Aufstieg zum Sattel...
...mit dem größten Ausblick der ganzen Tour in Richtung Westen auf die große Weite der Hardangervidda
Mittagspause auf der "Pirateninsel", die aus beim sinken des Wasserspiegels aufgetauchten Felsen und Eisschollen bestand
...weiter durch die bizzare Eis- und Felslandschaft...
... und entlang eines Verbindungsbaches zweier Seen...
... den weiblichen Sonnenuntergang genießend.
Der vorletzte Tag bringt die größte Weite der Tage mit sich, noch mehr als zuvor sind wir nur noch Punkte im großen Weiß.
das letzte Camp am Ausfluss des Langesja
der letzte Tag führt uns auf extrem wenig Schnee, verglichen mit sonstigen Bedingungen um diese Jahreszeit, immer tiefer ins Tal hinab
über mit Moos bewachsene Stellen kann man die Pulken unbedenklich ziehen, auf Schotter und Steinpassagen waren wir, dem Material Tribut zollend, an einigen Stellen zum Tragen gezwungen
der Frühling ist überall spürbar und entfaltet sich bereits mit Kraft
der obligatorische Abschluss einer Wintertour, die letzten Kilometer auf einer Skidoospur bis zum Hotel
Nun rund drei Wochen nach der Tour, schon fast Mitte April, schaue ich neugierigerweise nach den aktuellen Wetterdaten der Hardangervidda und stelle erstaunt fest, dass es nun dort kälter ist als zum Zeitpunkt unserer Tour und auch wieder Schnee fällt. Das gehört eindeutig zum unberechenbaren Abenteuerfaktor nordischer Touren...
Während der 7 Tage Tour legten wir rund 70 Kilometer zurück und fanden dabei eine wunderschöne, einsame Route fast ohne Markierungen - frei und anhand der Landschaft gewählt.
Das Wetter war, wiederum für diese Jahreszeit, ungewöhnlich warm und der erfahrene Chef der Rjukan Fjellstue, der die Gegend seit Jahrzehnten kennt, schüttelte nur fassungslos den Kopf, dass wir fast eine Woche Sonne hatten. Normalerweise darf man um diese Zeit mindestens mit 2-3 Tagen Schneetreiben pro Woche rechnen. Mit dem Wind, der in der Hardangervidda sehr heftig werden kann, durften wir trotzdem Bekanntschaft machen, am intensivsten in einer Nacht in der Orkanböen an den Zelten rüttelten.
Fazit: grandiose Landschaft, wunderschöne Route und Tour, die Rjukan Fjellstue ist ein idealer Ausgangspunkt und der Service exzellent - wir kommen wieder.
In tiefer Dankbarkeit für die Weite, die Berührung der Seele der Hardangervidda und die milden Wetterumstände blicken wir zurück auf diese schöne Tour.