Vom 06. bis 13. April 2010 waren wir im Rondane Nationalpark in Norwegen mit Pulka und Schneeschuhen unterwegs. Geplant war, dass Heike auf der Tour dabei ist - doch leider verletzte sie sich bei der Eingehtour. So blieb sie in Hövringen und unternahm von dort aus Tagestouren
(Bericht dazu weiter unten).
Stefan vermisste Heike an seiner Seite sehr. Er zog mit
der 4er Gruppe
los, um eine autarke
6-tägige Tour zu unternehmen.
Start am Haukliseter Fjellhotel in Hövringen, kanpp unter 0°, starker
Wind
Wir wandern dem Wind frontal entgegen Richtung Norden entlang
der Loipe
Tag 2: In der Nacht hat der Wind nachgelassen, doch nun haben
uns die Wolken umhüllt und leichter Schneefall macht die Navigation im
weißen Nichts, dem "White out" in dem Wolken und Schnee miteinander
verschmelzen, enorm schwierig.
Plötzlich verschwindet der die Gruppe anführende Armin spurlos vor
uns - er hat im weißen Nichts eine Schneewehe übersehen und ist
3m einen steilen Hang hinunter gerutscht/gefallen - an einer im Sommer
völlig unspektakulären Stelle war diese Wächte unter diesen Bedingungen
nicht zu sehen. Wir wuchten die Pulkas einzeln hinunter und quälen uns
auf der anderen Seite des kleinen Einschnitts durch tiefen Schnee wieder
den Hang hinauf - das gehört dazu, wenn man mit Pulka unterwegs ist...
Am Abend am Rand des Rondvatnets bauen wir das Camp auf - und
mystische beginnen die Wolken aufzureißen und geben die Sicht auf frisch
verschneite, unberührte Berge frei. Ein kühler und trockener Wind kommt
auf und trocknet die feuchten Zelte, Schlafsäcke und Klamotten im Nu.
Tag 3: Aprilwetter - eben noch Sonne - innerhalb von 5 Minuten dichte
Wolken und Schneetreiben, während wir den See überqueren.
Im abwechslungsreichen Gelände hinter dem See wechseln kurze
Steigungen....
...mit kurzen, rasanten Abfahrten oder vorsichtigem Ablaufen.
Eisiger und kräftiger Wind bläst uns ins Gesicht, hier machen wir Pause
im mehr oder weniger Windschatten eines kleinen Hügels.
Am Abend am tiefsten Punkt der Tour im Doradalen haben wir
Gelegenheit ein Feuer zu machen - obligatorisch auf einer Skandinavientour...
In den niedrigen Büschen und Sträuchern des verästelten Flusses
turteln die ganze Nacht die Schneehühner - sie haben Balzzeit und lassen
sich gut beobachten.
Auch obligatorisch - wengistens einmal das Zelt gegen den Wind
eingraben und einmauern. In diesem Fall hat der kreative Wind
in der Nacht um 180° gedreht, was die aufwendige Schneemauer
überflüssig gemacht hat.
Tag 4: Wir laufen bei strahlendem Winterwetter weiter, vor uns der
Vassberget,
dessen Gipfel wir in 2 Tagen erreichen wollen - es liegen noch
rund 800 Höhenmeter verteilt auf viele Kilometer vor uns.
Die erste Steigung ist etwas schweißtreibend aber gut zu meistern.
Pause mit spektakulärem Blick ins Vertikaldal
Tag 5: Der Hauptanstieg auf das Hochplateau vor dem Vassberget ist
schweißtreibend aber eröffnet einmalige Ausblicke auf grandiose
Natur...
Am Gipfel
Blick vom Gipfelhang auf das Camp - welches wir vor unserem
Aufstieg
auf dem Hochplateau aufgeschlagen haben - Punkte in der
Unendlichkeit. Im Hintergrund die Berge des Jotunheimen Nationalparks.
Unser Camp auf 1600m Höhe - das Fjell verabschiedet uns am
letzten Abend mit absoluter Windstille und einem grandiosen
Sonnenuntergang.
Tag 6: Viele Male haben wir im weißen Nichts der Berge Spuren eines
"Fjellfrans" gesehen und fasziniert studiert - wie er in diesem kargen
Umfeld anscheinend sehr gut zurecht kommt und seinen Lebesraum
gefunden hat.
Im Tal ist es deutlich wärmer als in den höheren Lagen, der Frühling
heißt uns Willkommen und Schwärme von Gänsen überfliegen
uns laut kommunizierend in Richtung Norden - immer wieder
ein tief berührendes Bild und Gefühl.
Rund 70 Kilometer und etwas über 1000 Höhenmeter haben wir in
diesen 6 Tagen zurück gelegt -
doch wesentlicher als Zahlen und in
Worten ungreifbar sind die
Eindrücke der Weite, in der die Seele in
ganz anderer Frequenz
schwingen kann als in unserem verdichteten Leben.
Danke an das Fjell
und die Berge für die Botschaften der Reinheit.
Heikes Bericht
Vom 06.-13.04.2010 wurde mir das Geschenk gereicht, meinen Mann auf der Norwegenreise zu begleiten.
Es wurde für mich eine Visionssuche.
Mystik pur und der eigenen Kraft begegnet wie nie zuvor in meiner bewussten Erinnerung.
Blauer Punkt in diesem uferlosen Weiß.
Wer bin ich?
Was bin ich?
Nichts...und doch alles.
Ich fand, was verloren schien.
Ich nahm, was bereits da.
SELBST Sein fiel in meine Hand.
H.K.
Wieder vereint - gemeinsamer Ausklang in Hövringen:
Abholung von Heikes Pulka bei Fjellpulken
Da Heike auf ihren Touren in den Bergen auch (wieder) Zugang zu ihrer tiefen Liebe und dem besonderen Winter der nordischen Weiten entdeckt hat, beschlossen wir auf der Rückfahrt spontan in der Werkstatt von Fjellpulken in Lillehammer zu stoppen und dort ihre Pulka zu kaufen - die Fahrkarte und Anker der Vorfreude auf den nächsten Winter und ausgedehnte Touren im großen Weiß...
Hier geht es zur
aktuellen Ausschreibung der Norwegen-Wintertour